Im Jahr 1970 wurde er offiziell eröffnet:
Der österreichische Nord-Süd-Weitwander-Weg (NSWW) zwischen dem Nebelstein im Waldviertel im Norden und Eibiswald in der südlichen Steiermark:
Ja, genau: Jenes Eibiswald, von dem bereits im letzten Artikel die Rede war und welches eben auch für mich eine gewisse Bedeutung hat. Viel mehr aber noch für den Bildhauer Carl Hermann, den es nach dem zweiten Weltkrieg ins Waldviertel verschlagen hatte und der später auf die Idee kam, von dort (über die Berge) in seine alte Heimat Eibiswald in der Steiermark zu gehen. Er gilt damit als Begründer der Weitwander-Bewegung.
@Anna E.: Es ist eben (selbst mit Bergen) augenscheinlich eines dieser klassischen und doch zeitlosen Motive, die uns Weitwanderer (egal ob wir uns schon so sehen oder uns dessen noch nicht bewußt geworden sind) immer wieder (auch zu "neuen" Wegen) inspirieren ;-)
Der Nord-Süd-Weitwander-Weg bildete damit das Fundament des Generalplans des Österreichischen Alpenvereins zur Auszeichnung weiterer Weitwander-Wege und vermutlich deswegen findet sich gerade im kleinen Eibiswald - scheinbar so weit weg von den zentralen Gipfeln und Wegen der österreichischen Ostalpen - das
Weitwander-Museum.
Jene Absichtserklärung von vor 45 Jahren skizzierte dann das Gerüst für die Planung und konkrete Ausführung des österreichischen Weit-Wander-Weg-Netzes (WWWs), wie wir es heute (noch) kennen. In Abgrenzung zu (den mittlerweile mannigfaltigen) anderen Weitwander-Wegen, werden diese klassischen häufig auch als die "großen" zusätzlich attributiert.
Interessanterweise erhielt der Vorläufer NSWW von Carl Hermann nicht die 01, sondern er wurde letztlich als 05er eingereiht.
Das Netz der großen österreichischen Weitwanderwege von heute entspricht also 1:1 der damals in wenigen Jahren erfolgten Umsetzung eines generalstabsmäßigen Plans der Altvorderen aus den 1970er Jahren ?
Eine nur scheinbar rhetorische Frage, die sehr einfach (und eindeutig) zu beantworten: Nein.
Neben den 10 realisierten Routen
WWW01-10- 01 Nordalpenweg (Ost-West)
- 02 Zentralalpenweg (Ost-West)
- 03 Südalpenweg (Ost-West)
- 04 Voralpenweg (Ost-West)
- 05 Nord-Süd-Weitwanderweg (Nord-Süd)
- 06 Mariazeller Pilgerwege (Stern-förmig)
- 07 Ostösterreichischer Grenzlandweg (umgekehrt L-förmig)
- 08 Eisenwurzenweg (Nord-Süd)
- 09 Salzsteigweg (Nord-Süd)
- 10 Rupertiweg (Nord-Süd)
ist noch die Rede von zwei weiteren geplanten (aber nie realisierten) Wegen:
Dem "11er" und dem "12er" - wobei es nicht am Widerstand eines teutonisch besetzt gebliebenen Gebietes nördlich der Alpen/des Inns gelegen haben dürfte.
Die nebulösen Hintergründe und potentielle Details zu diesen "vergessenen" Weitwander-Wegen (vWWW) wurden wohl früher immer mal wieder von Interessierten aus Alters-Kohorten weit nach den in den 70er-Jahren involvierten raunend und möglicherweise mythenhaft angefragt/diskutiert/weitergegeben, bis Gert (aktueller 1. Vorsitzender der Sektion Weitwanderer im ÖAV) 2016 mal Zeitzeugen/Wissende (die legendären Sektions-Urgesteine Erika und Fritz Käfer) investigativ befragte, analoges Material aus Archiven zu Tage gefördert werden konnte und er dankenswerterweise einen sehr informativen Online-Beitrag dazu gestaltete:
Link
Das war mir noch schwach im Gedächtnis, wurde durch einen umfangreichen Beitrag in der Sektions-Zeitschrift zwischenzeitlich aber auch nochmal aufgefrischt.
Jedenfalls war mir die Nord-Süd-Ausrichtung und der grobe Ost-West-Korridor noch soweit in den Weiten meines Hirns schemenartig päsent, daß ich genauer nachforschte und - hier schließt sich nun mehr als ein weiterer großer Kreis von so vielen gespannten Bögen - die Verbindung Bayern - Osttirol offensichtlich vor Augen lag.
Da waren sie also eigentlich schon klar (mittlerweile etwas verblasst, aber noch deutlich entzifferbar) vor 45 Jahren per Schreibmaschine "gezeichnet":
- Mein "11er" als Prolog von Passau über die Alpen südwärts nach Osttirol
- und der "12er" als Epilog von Osttirol zurück nordwärts über die Alpen an den Chiemsee
Eigentlich perfekt !
Kleiner Haken: Der Generalplan legte immer nur Wegpunkte fest (hier partiell auch mal in fragwürdiger Reihenfolge), die Routengestaltung vor Ort wurde an die Sektionen/Partner in den jeweiligen Arbeitsgebieten delegiert.
Wie es der Zufall so will, hatte Gert zwar auch schon mal eine digitale Detailplanung einer jeweils möglichen Route per OpenRouteService/OpenTopoMap durchgeführt, aber außer den groben Screenshots war davon leider IT-technisch nichts mehr übrig, wie eine Nachfrage beim sonst immer hilfsbereiten Grazer ergab.
Einem jedem Problem, wohnt aber auch eine Chance inne. Zwei Probleme, boten somit quasi gleich doppelte Chancen :-)
Außerdem konnte so die Gestaltung etwas freier und "sinnvoller" (wer will beispielsweise schon Hauptstraßen-Routen Paß-Thurn - Kitzbühel - St. Johann folgen ...) in meinen Augen erfolgen, als Nicht-Österreicher fühlte ich mich ja bereits am
Zentralalpenweg 02 im Jahr 2017 "so frei", die größeren Gletscher der alpinen Variante und einen touristischen Hot-Spot zu umgehen.
So weit der (Geburtstags-)Plan...