Samstag, 27. Mai 2023

Intermezzo ?

Erneut komme ich im A&O-Hostel unter, diesmal allerdings ohne Frühstück, da ich am nächsten morgen zum dritten Streich früh los muß.

Abends also alles vorbereitet und am nächsten Morgen los zu einer neuen Reise, die wie 2014 irgendwie hier beginnt...

Der Grazer Hauptbahnhof ist nur wenige Gehminuten entfernt und so bin ich bereits sehr frühzeitig am Gleis meines Railjets nach Wien:

Die ÖBB hat eine "hohe Auslastung" prognostiziert und ich hatte aber keine Reservierung vorgenommen.

Also strategisch im Anmarsch an die Sache heran gegangen: Rechts Rolltreppe hoch zum Gleis, links Stufen. Also links, die normal-faulen (im Unterschied zu den strategisch-faulen) fahren früh morgens.

Oben angekommen den am weitesten in diese Richtung entfernten Waggon lokalisiert (der Weg ist den meisten zu weit). Und dort die hinterste Tür angepeilt: Von dort kann man dann systematisch freie Plätze des ganzen Zugs checken.

Bereits der erste 4er-Platz - direkt nach dem Radabstellplatz - ist frei und nun in Beschlag genommen.

Ich packe den zweiten Teil meines Frühstücks aus und schaue noch etwas verträumt durch's Fenster auf den Bahnsteig.

Ja, spinn' I ?

Halluziniere ich ?

Kann das wirklich sein ?

Als Gert mir gegenüber steht, ist er ungefähr so verdutzt wie ich !

Informatiker: Kennst Du einen, kennst Du alle.

Er will eine Tageswanderung zwei Haltestellen weiter auskundschaften und mit derselben Strategie war er (wenig überraschend, wenn man es genauer betrachtet) genau da gelandet, wo wir uns nun mit großem Hallo mal wieder begrüßen.

Na, DAS war ja nochmal eine lustige Wendung und auch die Geschichte von diesem Sommer geht nun in eine weitere Wendung und alsbald woanders weiter, denn nach dem Lückenschluß am Südalpenweg 03 habe ich mir selbigen am Voralpenweg 04 vorgenommen (allerdings ist die Lücke da noch etwas größer: da fehlen mir gerade nicht noch 1,5 Etappen, sondern gleich alle: macht die Sache aber auch irgendwie einfacher ;-)...

Link zum dritten Streich


Begegnungen:

- Gert


Intermezzo 4: Das war der zweite Streich...

Krast - Eibiswald
(26,0 km - 910 Hm auf - 920 Hm ab)

Als ich am frühen Morgen mal raus muß, bietet sich das folgende Panorama beim Blick(-versuch) ins Tal:

Beim Aufstehen hat die Sonne den Dampf schon bis Höhe der Unterkunft getrieben, aber beim Start nach dem Frühstück ist der Morgennebel-Spuk auch bereits vorbei.

Über die Hügel folge ich der sich schlängelnden Straße tendentiell gen Südwesten: Ich will ja zurück auf den Südalpenweg, der hier direkt auf dem Grenzkamm Steiermark/Slowenien verläuft.

Meine (theoretische) Planung zu Hause ist (praktisch) gar nicht mal so schlecht: Entgegen meiner Erwartungen muß ich nicht richtig ins Tal hinunter, sondern muß mich am Ende nur noch ein Stück in die Höhe schrauben, auch wenn das stellenweise recht steil ist, wobei zwischendrin auch sanfte Passagen zum Ausruhen beim Gehen verlocken: 

Letztlich erreiche ich bei einem Gehöft wieder den 03er:

Wobei bereits der nächste Hof - nur einen Steinwurf weit entfernt - auf slowenischer Seite liegt, wie die leuchtend weißen Grenzsteine verdeutlichen.

Wie mir ein Kenner am nächsten Morgen erzählen wird, war bereits zu Zeiten Jugoslawiens eine direkte punktuelle Zusammenarbeit (Strom, Wasser, ...) sinnvoll und nötig.

Diese Grenze war auch zu Zeiten des kalten Krieges nie richtig abgeriegelt: Ah, Österreich ist ja auch neutral.

Die alten Grenz-Schilder werden heute augenscheinlich teilweise anderweitig einer alternativen Verwendung als Markierungspfahl zugeführt:

Einmal auf der Höhe angekommen, führt der Weg meist etwas auf und etwas ab, mal auf österreichischer, mal auf slowenischer Seite.

Schön, daß man sich da in unseren Tagen keine (großen) Gedanken mehr machen muß.

Ich frage mich allerdings, was wohl passierte, wenn die Freiheitlichen (wie es die aktuellen Umfragen als stärkste Kraft vorhersagen) an die Macht kommen.

Was würde wohl an dieser Stelle bei einer slowenischer Retour-Kutsche (wir machen mal die Grenze dicht) herauskommen ?

Bundesheer-Einsatz mit schweren Transporthubschraubern, um die Fahrzeuge von links nach rechts oder umgekehrt zu versetzen, da die Kehre ja in Slowenien liegt ?

Ein letzter Steilaufstieg (Fall-Linie dem Grenzverlauf folgend) und ich werde um's Eck bei Sankt Pongrazen landen, wo die Österreicher in den 1960er Jahren etwas Land hergeschenkt haben, damit die Grenze nicht mehr durch die Kirche geht, sondern diese komplett zu Slowenien gehört.

Als dann der österreichische Botschafter in Jugoslawien vorstellig wurde, daß die Nutzung als Stall bzw. Grenzschutz-Unterkunft nicht angemessen sei, konnte die Kirche - auch mit Geldern aus Österreich - in ihrer eigentlichen Gestalt wieder hergestellt werden.

Kurz danach verabschiede ich mich von der Hauptroute des Südalpenwegs gen Radlpaß (ich und Radl... ;-) und biege auf die 03a-Variante ab, die mich nach Eibiswald führen soll.

Zuweilen hat das hinterlistige Bergvolk diesem Vorhaben aber ein paar Stein *äh* pardon: Bäume in den Weg gelegt, wobei sich dieser Zeitgenosse als BESONDERS hinderlich erweisen soll: Umgehung oben nicht möglich (lockere Erde). Umgehung unten nicht möglich (lockere Erde). Überklettern nicht möglich (zu hoch).

Da ist guter Rat teuer: Aber hinsetzen und weinen ist ja bekanntlich keine Option.

Irgendwie kämpfe ich mich durch den Baum. Bleibe mehrfach mit dem Rucksack stecken und habe am Ende sichtbare Spuren inkl. eines nassen Hosenbodens.

Letzterer trocknet bei diesen Aussichten aber recht schnell wieder:

An einzelnen Gehöften und Kapellen vorbei, verliere ich langsam an Höhe.

Der Blick in die Ferne zeigt noch Schnee am Zentralalpenweg:

Ist ja auch noch Mai.

Aber beim Endspurt ignoriere ich die Wintersperre einfach großzügig...

Quasi auf die Minute komme ich an der Bushaltestelle im Zentrum an.

Bus ?

Ja, der Lückenschluß ist erfolgt: Hier stand ich 2014 schon von Graz kommend und war dann via Soboth auf den Südalpenweg eingebogen.

Somit wäre es ok (und kraftsparend) den Bus nach Wies hinüber zum Bahnhof zu nehmen, um wieder nach Graz zurück zu kommen.

Aber der Bus kommt nicht.

Und kommt nicht.

Also entweder hat er arg Verspätung oder der ausgehängte Busfahrplan stimmt nicht (ist jedenfalls nicht identisch mit dem PDF aus dem Internet) oder es sind doch Ferien (unwahrscheinlich) oder ich habe ihn doch irgendwie geradeso verpaßt.

Ausgerechnet in der nächsten Stunde zum nächsten Zug fährt augenscheinlich gar kein Bus.

Also doch Leistungsmarsch und Vollgas über den Paß, um den aktuellen Zug vielleicht noch zu erwischen.

Ich optimiere die Route ein wenig, daß ich nicht komplett der vielbefahrenen Straße folgen muß und just an der Paßhöhe, ca. 15 Meter von der dortigen Bushaltestelle saust der Bus mit ca. 15 Minuten Verspätung an mir vorbei.

Ärgerlich.

Mein Tempo erhöht sich dadurch aber nur noch.

Im Stechschritt erreiche ich den Bahnhof in Wies 9 Minuten vor Abfahrt der S-Bahn.

Puh, da ist ja sogar noch etwas Luft, um Online-Ticket zu buchen: Ticket-Automaten am Bahnhof oder im Zug gibt es nicht, man könnte aber wohl auch direkt beim Zugbegleiter bezahlen.

Jener macht es dann auch der Fahrt gen Graz nochmal spannend, als er PLÖTZLICH an einem Bahnhof sagt: "Alle raus und mit der S61 weiter".

Ich hatte mich ziemlich ausgebreitet und die Schuhe ausgezogen, da heißt es nun erneut, fix sein, 7 Sachen packen und mit offenen Schnürbändeln der Horde von Gleis 1 auf Gleis 3 hinterher.

Kaum schließt sich hinter mir in diesem ziemlich vollen Zug (und nicht-klimatisierten) die Tür, geht es mit der Rangierlokomotive voran auch schon los gen Graz...


Begegnungen:

- 1 Reh

- 1 Falke

- 1 Laufente

- 1 Eichhörnchen


Mittwoch, 24. Mai 2023

Intermezzo 3: Weder Hopfen noch Wein verloren

Ehrenhausen - Krast
(25,0 km - 560 Hm auf - 450 Hm ab)

Nach dem Starkregen vom Vorabend sieht es - quasi frisch herausgewischt - wieder nach einem strahlenden Tag aus, wobei man sich aktuell beim Verfolgen der österreichischen Politik schon etwas wundern muß, ob der sonnigen Zeiten, die die FPÖ Österreich als designiertem Lakai von Viktor Mihály Orbán prophezeit, dem ja selbst die restlichen Visegrád-Staaten (Slowakei, Tschechien und Polen) aktuell politisch nicht mehr folgen:

Arbeitskräfte sind aller Orten Mangelware, weswegen man als Wanderer - mangels (Abend-)Gastronomie - zuweilen abends, kurz vor dem Verhungern an der heißen Theke des örtlichen Spar landet, Ausländer sollen draußen bleiben und gleichzeitig läßt der Ungar 2.000 ausländische Häftlinge frei, weil ihm Haft zu teuer ist.

Witz im Witz - wenn es nicht so schräg wäre, könnte man fast lachen: Überwiegend waren jene wegen Menschenschmuggel/Schlepperei verurteilt.

Aber lassen wir aktuell mal die Kirche im Dorf (zurück)...

Im ersten Anstieg begegnet mir dann diese Dame mit kreativem Kostüm:

Die Mur hatte ich ja am Vortag bei Spielfeld, als sie auch nicht mehr die Grenze zu Slowenien markierte, gen Süden überschritten. Nun geht es in die Weinberge der Südsteiermark.

Nach dem ersten längeren Anstieg gleich mal noch ein paar Zusatzaufstiegsmeter auf den Aussichtsturm investiert:

Nach Wein trinken ist mir aber gerade mal nicht, aber den netten Weg abseits der Straße durch die Weinberge und -Güter, der taugt mir schon.

Von Gert lese ich dann noch Mail mit entsprechender Empfehlung, in diesem Bereich NICHT der Original-Markierung (Asphalt), sondern der lokalen (Wiesenwege) zu folgen: Manchmal denke aber sogar ich mal proaktiv mit ;-)

Das kleine Kerlchen springt dagegen hunderte Meter die Straße entlang:

Ich habe ihn mehrfach ermahnt, doch im eigenen Sicherheitsinteresse (um nicht aus 3D auf 2D reduziert zu werden) ins Grüne zu hüpfen, aber wie die Kleinen halt manchmal so sind: Da kann man sich den Mund fusselig reden, wie auch Eltern zuweilen klagen.

Manchmal führt der Spezialweg quasi sogar direkt durch die Gärten der Leute:

Die nutzen die Flaniermeile, um Flohmarkt-ähnlich Dinge an den Mann zu bringen.

Gas-/Strom-Krise ?

Also so ein klassischer Küchenschürofen hätte schon was, aber in meinem Rucksack ist noch nicht genug Platz (noch zu viele Magnesium-Rationen an Bord).

Das Wetter ist traumhaft und so genieße ich meine Mittagspause auf den bereitgestellten Sitzgelegenheiten an dieser Kapelle.

Nur die Schüsse stören: So richtig katholisch ist augenscheinlich nach Italien auch Österreich nicht mehr: Heute, am heiligen Sonntag sind die Leute mit der Motorsense tätig und in der Mittagsruhe knallt das Ton-Tauben-Schießen.

Über teils urige Wege geht es weiter...

Einsame Lichtungen entlang...

Allzeit gut beschildert und markiert...

Jenseits von Leutschach komme ich dann nicht vom Regen in die Traufe, aber vom Wein auf den Hopfen (des Bieres): Ich habe im Ort Leutschach die Original-Route des 03er-Südalpenwegs wegen Etappen-Einteilungs- und Unterkunfts-Optimierung/-Organisation verlassen und gehe nun durch das Tal und das einzige Hopfen-Anbau-Gebiet der Steiermark.

Der Hopfen ist wohl sehr hochwertig, so daß eine Grazer Brauerei, die mal zu (billigeren) slowenischen Lieferanten gewechselt war, nach kurzer Zeit wieder reumütig zurück kam.

Irgendwann kann ich mein Tagesziel schon sehen, aber der Aufstieg trennt mich noch vom Gasthaus Moosmann auf dem Hügel:

Nun lege ich alle meine Energie (und Strudel-Phantasien) in einen Doppelstock-Schub-Hinaufgalopp.

Die Dame am Empfang zieht mir dann aber den Zahn: Kuchen/Torte/Strudel aus. Abendessen nur bis 18:00 Uhr.

Ok, also Duschen und kurz etwas ruhen und dann bin ich um 17:05 Uhr am Start im Restaurant.

Andere Gäste sind an diesem Sonntag Abend nun keine mehr da und die beiden Bedienungen eröffnen mir, daß es nichts mehr gibt ! Nicht mal was kaltes !!

Nun, erst denke ich, mein mutmaßlich irrer (hulkartiger) Blick bewirkt noch etwas bzw. ziehe ich ernsthaft in Erwägung meinen Kärntner Begleiter aus dem Rucksack (à la Knüppel-aus-dem-Sack) zu holen:

Zwischendurch versuche ich es noch mit Argumenten: "Aber die Kollegin bei der Ankunft meinte doch, bis 18:00 Uhr..."

Es endete, wie es enden mußte:

Und der Salat war noch mit steirischem Kernöl !

Ich liebe es !!

Merke:

Es ist immer gut, sich mit der Führungsetage gut zu stellen, denn wie ich später bemerken sollte, war die Dame, die mich mit Handschlag begrüßt hatte ("Kollegin" - Du erinnerst Dir ?) und nun Zimmer putzte (weil sonntags das Zimmermädchen frei hat), nämlich die Chefin und der Koch der Chef.

Das sicherte mir als einzigem Gast am nächsten Morgen auch ein tolles Frühstück samt frischem Rührei mit Speck nach Wunsch.

Leben und leben lassen :-)


Begegnungen:

- 1 Eichhörnchen

- 3 Laufenten


Dienstag, 23. Mai 2023

Intermezzo 2: Wo sind die Pioniere ?

Mureck - Ehrenhausen
(19,2 km - 150 Hm auf - 150 Hm ab)

Am Morgen geht es also zurück zur Schiffmühle an der Mur. Der Fluß ist weiterhin die Grenze zu Slowenien und jene haben es sich wie in Bad Radkersburg auch hier nicht nehmen lassen oberhalb des anderen Ufers ein kleines Schlößchen auf einem Hügel den Österreichern entgegen zu setzen.

Nach einer Weile gen Westen komme ich an die folgende Stelle, wo sich mit aller Kraft eine braune Brühe aus der Mur ins Auenland ergießt:

An eine Durchquerung ist da keinesfalls zu denken.

Die Pioniere zu Hilfe rufen ?

Behelfsbrücke ? Ponton-Fähre ?

Letztlich kann ich rechts abbiegen und ein ganzes Stück im Landesinneren findet sich eine Furt mit klarem Wasser, die mit nur ca. 10 cm Wassertiefe für mich gut passierbar ist.

Gut, daß Gert gestern und nicht heute mitgegangen ist, sonst hätte er hier nasse - aber erfrischte - Füße bekommen ;-)

Weiter geht es am Ufer entlang auf schönen, einsamen und nur zuweilen von Schlammablagerungen des Hochwassers gezeichneten Wegen entlang.

Auch diese Brücke war wohl vor wenigen Tagen noch überspült:

Einziger Nachteil des Wegs durch die Auen: Stehenbleiben ist ob der Stechviecher zuweilen keine gute Idee (wobei der See in Italien schlimmer war), aber an dieser sonnigen Stelle ist ein guter Zeitpunkt für eine Rast (ganz ohne Schnaken):

Die Kraft der immer noch angeschwollenen Mur zeigt sich immer wieder:

Als der Weg sich im Uferbereich zwischen hohem Gras so dahin schlängelt, habe ich insgesamt drei Begegnungen der selbigen Art.

Vielleicht weiß ja einer der Daheimgebliebenen (Stefan ?), um wen es sich da handelt:

  • Schlange
  • ca. 50-90 cm lang
  • ca. 4-8 cm Durchmesser am Körper
  • oben dunkelgrau-schwarz
  • unten hell-/giftgrün
  • Lebensraum am Fluß

Update: Hinweis von einem Einheimischen (Volker/Sucherer) bzgl. einer Äskulapnatter sieht gut aus:

"Häufig hält sie sich auch an Gewässerufern und in Auwäldern auf sowie auf Waldlichtungen oder in Geröll und Gebüschen mit Efeu und Brombeergestrüpp." heißt es zum Lebensraum bei Wikipedia zu diesem Foto.

Ich denke, das paßt !

Interessant: Das ist DIE Schlange im (Tier-)Medizin-Symbol, was von einem griechischen Gott herrühren soll: Äskulapstab


Ähnlich wie am Vortag ist der zweite Etappenteil eher wieder geprägt von Sträßchen bzw. befestigten Wegen...

Dieser Bahnhof (Spielfeld) kommt mir schon sehr bekannt vor: Da waren wir gestern vom einen in den anderen Schienenersatzverkehr umgestiegen:

Über eine erste Anhöhe (zuvor ja nur Flachland) geht es an einem Schloß und zwei hilfsbereiten Kids vorbei (denen ist heute am Samstag wohl langweilig), aber mir ist nicht (mehr) zu helfen ;-)

Danach führt der Weg gleich mal auf den nächsten Hügel, wo in Anbetracht der frühen Stunde noch eine weitere Rast an lauschigem Plätzchen sich anbietet: An der Unterkunft ist Check-in nämlich erst ab 14:00 Uhr möglich.

Nun aber ab in den Endspurt und zwischen einzelnen Gehöften hindurch langsam gen Tal.

Die Gstaltung des Feuerwehrhauses in Ehrenhausen ist aller Ehren wert:

Da der Goldene Löwe aktuell keinen Restaurantbetrieb hat, verbringe ich Nachmittag und Abend im Kirchenwirt gegenüber, wobei das Heimkommen mit Aquaplaning bei den Badelatschen nicht ganz ungefährlich ist.

Vor meinem Zimmer erwartet mich schon ein Sackerl mit meinen frisch gewaschenen Klamotten. Ab morgen also erstmal kein Stinktier mehr unterwegs... :-)


Begegnungen:

- 1 Eidechse

- 1 Schlange (ca. 80 cm lang, 6 cm Durchmesser, oben schwarz-grau dunkel, unten hellgrün)

- 2 Schwaben

- 1 Eichelhäher

- 1 Schlange (Typ wie oben)

- 1 Greifvogel (samt frischer Beute)

- 1 Schlange (Typ wie oben)

- 2 kleine Eidechsen

- 2 hilfsbereite Jungs ("können wir helfen")

- 1 Reh


Montag, 22. Mai 2023

Intermezzo 1: Führung durch die Mur-Auen

Bad Radkersburg - Mureck
(25,6 km - 90 Hm auf - 60 Hm ab)

An jenem denkwürdigen Sonntag, 15. März 2020 erreichte mich im Zug von Wien nach Graz auf dem Weg nach Bad Radkersburg damals bekanntermaßen die Hiobsbotschaft, daß Deutschland Corona-bedingt die Grenzen würde schließen.

Gut drei Jahre später unternehme ich nun - nach dem Warmup zwischen Tolmin und Triest - den nächsten Versuch des Lückenschlußes und so erscheint es mir nur logisch und thematisch - wenn auch nicht geographisch oder gar namentlich - naheliegend hier in diesem Blog diese Geschichte fortzuführen.

Und wohl auch mal in Osttirol abzuschließen, wie die Kenner(Innen) sich sofort werden gedacht haben ;-)

Am Bahnhof werde ich bereits von Gert erwartet:

Stimmt, da war doch was mit Aufwärmen (bzw. kalt duschen) in Slowenien/Italien und der Anreise über Graz: Link zum ersten Streich

Eigentlich werde ich aber zuvor schon von den aufmerksamen Paparazzi in flagranti auf dem Weg über Gleis 1 zu Gleis 3 erwischt:

Gemeinsam reisen wir per S-Bahn und zwei Mal Schienenersatzverkehr ENTSPANNT nach Bad Radkersburg und kommen dort pünktlich an, obwohl der zweite Bus 14 Minuten zu spät gestartet war.

DERARTIGES könnte einem in Deutschland natürlich nicht passieren. Die Menschen würden bei solchen Erlebnissen bestimmt die versteckte Kamera suchen oder ähnlich irritiert reagieren.

"Schienenersatzverkehr" ist bei uns ja eher etwas wie "nur Lebensmüde und Masochisten im Endstadium - wenn Peitsche nicht mehr wirkt - probieren das freiwillig".

Vorteil für mich heute: Ich habe einen ortskundigen Führer und Fotografen an der Hand.

Wobei Kennern hier sofort der Fehler im Bild auffallen wird:

Der Südalpenweg hat hier einen plakativen Start-/End-Stein: 

Das kennen wir ja bereits vom Zentralalpenweg: Start/Ende.

Nachdem wir vom Bahnhof in das Städtchen hinein gelaufen sind, macht mir Gert gleich mal ein unmoralisches Angebot: Original-Markierung über Asphalt oder lieber durch die Flußauen ?

Nachdem ich ihn (zu diesem Zeitpunkt noch) für kaum durchtrieben halte, präferiere ich die landschaftlich reizvollere und für die Füße sowie Gelenke angenehmere Route an der Mur entlang.

Der große durchtrainierte Kerl legt mit seinen langen Beinen ein ordentliches Tempo vor, aber nachdem ich zwischen Tolmin und Triest in den Tagen zuvor ja auch schon unterwegs war, ist das kein Problem.

Zwischenzeitlich kundschaften wir für den Wanderführer in Eigenregie des ÖAV noch das eine oder andere aus, u.a. einen beworbenen Abstecher.

Nun, die Lokalität kann sich sehen lassen:

Für Ent- und Versorgung ist hier adäquat gesorgt und wer die Getränke weniger Erdkeller-kühl, sondern richtig (garstig) kalt bevorzugt: Die Solarfelder auf dem Dach heizen die Umgebung per Kühlschrank.

Da genehmigen wir uns doch spontan jeder ein Getränk.

Prost Gert, auf einen schönen gemeinsamen Wandertag !

Mein Timing ist wohl perfekt.

Wenn ich mit den nassen Beton so ansehe, war diese Nebenflußüberquerung wohl vor kurzem noch "Land unter":

Nicht nur an der Brücke zeigen sich die vom Hochwasser angeschwämmten Hinterlassenschaften, auch Schlick und umgestürzte Bäume zieren unseren Weg:

Merke:

Im März (wie 2020 von mir geplant) sicherlich gut (be-)gehbar, aber auf die Gezeiten sollte man achten !

Nachdem Gert mit flachen Schuhen unterwegs ist, wechseln wir zuweilen mal lieber auf eine erhöhte Position und gehen den Flutwellen aus dem Weg...

Gänzlich flutsicher sind wir dann auf dem Murturm und mein Local Guide sollte mit seiner Ahnung vor der Besteigung recht behalten: Die Aufstiegsmeter haben sich in einem Rutsch gleich mal vereineinhalbfacht.

Treppen sind nicht so meins und so habe ich das Nachsehen im Aufstieg.

Aber immerhin ist der Turm - vom schwanken reden wir mal nicht - Kai-kompatibel: Durch die Seitenverkleidungsbleche hat man einen Sichtschutz, der vor Tiefblick bewahrt. So komme ich ohne größere Übelkeit oder andere Gebrechen auch wieder gut auf der anderen Seite hinab.

Der Wasserstand muß kürzlich mindestens einen Meter höher gewesen sein:

Irgendwann entdecke auch ich meinen ersten 03er-Wegweiser hier auf der ersten Etappe des Südalpenwegs jenseits des Starts.

Gert wiederum ist von der Mur beeindruckt: So kennt er hier den Grenzfluß zwischen Österreich und Slowenien eigentlich nicht...

Erst bei der Hälfte der Etappe treffen wir auf die Original-(Asphalt-)Route und auch am Ortsrand von Mureck - meinem heutigen Etappenziel - hat Gert nochmal eine Variante parat: Ist ein Umweg, aber länger am Fluß entlang und viel weniger Asphalt durch den Ort.

Gesagt, getan - mittlerweile sowieso schon egal :-)

Evtl. wollte er aber auch nur auf diesen Höhepunkt hinaus: Die Schiffsmühle.

Technisches Denkmal und Kneipe.

Der Spruch an der Hüttenwand ist nicht schlecht, allerdings könnte es Menschen geben, die - nicht völlig unbegründet - der Meinung wären, ich könne evtl. noch ein paar alternative Verbien der Verwirrung beherrschen, aber so viel Platz ist da jetzt gerade leider nicht mehr...

Widmen wir uns mal den wichtigeren Dingen unterwegs: Eine kleine Zwischenmahlzeit :-)

Gert bringt mich dann noch zu meinem Hotel und geht selbst weiter zum Bahnhof. Fun fact: Hier waren wir am Morgen schon per Bus.

Was mir allerdings zu denken gibt - wobei es (informatiker- oder physiker-)logisch eigentlich recht klar ist: Gehe ich am nächsten Tag den Weg zur Schiffsmühle wieder zurück, so sorgt der inverse Richtungsvektor (bzw. das negative Vorzeichen) für die Auslöschung der Begehung.

Ok, ist für die 03er-Begehung evtl. weniger relevant, dann bin ich halt nicht in Mureck gewesen, sondern am Stück den Fluß entlang.

Aber was, wenn die ÖAV-Weitwanderer und insbesondere ihr Informatik-genauer 1. Vorsitzender (nennen wir ihn der Einfachkeit halber an dieser Stelle einfach mal "Gert") bei der Prüfung meiner einzureichenden Daten für die goldene Wandernadel (@Jobsti: der Harzer Wanderkaiser läßt grüßen - und ich habe immer noch keine Stempel gesammelt ;-) bemerkt, daß ich am Anfang gar nicht der Markierung gefolgt bin ?

Ich denke, ich habe da schon eine gute (Mathematische) Lösung für dieses Problem: Wir definieren einfach den Flußauenweg als neuen Standard. Problem (für mich) gelöst :-)


Vielen herzlichen Dank Gert für die Begleitung, das Rahmenprogramm und die Führung !


So beginnt also der zweite Streich...


Begegnungen:

- Gert (Gert)

- 1 Reh

- 1 Schlange