Montag, 22. Mai 2023

Intermezzo 1: Führung durch die Mur-Auen

Bad Radkersburg - Mureck
(25,6 km - 90 Hm auf - 60 Hm ab)

An jenem denkwürdigen Sonntag, 15. März 2020 erreichte mich im Zug von Wien nach Graz auf dem Weg nach Bad Radkersburg damals bekanntermaßen die Hiobsbotschaft, daß Deutschland Corona-bedingt die Grenzen würde schließen.

Gut drei Jahre später unternehme ich nun - nach dem Warmup zwischen Tolmin und Triest - den nächsten Versuch des Lückenschlußes und so erscheint es mir nur logisch und thematisch - wenn auch nicht geographisch oder gar namentlich - naheliegend hier in diesem Blog diese Geschichte fortzuführen.

Und wohl auch mal in Osttirol abzuschließen, wie die Kenner(Innen) sich sofort werden gedacht haben ;-)

Am Bahnhof werde ich bereits von Gert erwartet:

Stimmt, da war doch was mit Aufwärmen (bzw. kalt duschen) in Slowenien/Italien und der Anreise über Graz: Link zum ersten Streich

Eigentlich werde ich aber zuvor schon von den aufmerksamen Paparazzi in flagranti auf dem Weg über Gleis 1 zu Gleis 3 erwischt:

Gemeinsam reisen wir per S-Bahn und zwei Mal Schienenersatzverkehr ENTSPANNT nach Bad Radkersburg und kommen dort pünktlich an, obwohl der zweite Bus 14 Minuten zu spät gestartet war.

DERARTIGES könnte einem in Deutschland natürlich nicht passieren. Die Menschen würden bei solchen Erlebnissen bestimmt die versteckte Kamera suchen oder ähnlich irritiert reagieren.

"Schienenersatzverkehr" ist bei uns ja eher etwas wie "nur Lebensmüde und Masochisten im Endstadium - wenn Peitsche nicht mehr wirkt - probieren das freiwillig".

Vorteil für mich heute: Ich habe einen ortskundigen Führer und Fotografen an der Hand.

Wobei Kennern hier sofort der Fehler im Bild auffallen wird:

Der Südalpenweg hat hier einen plakativen Start-/End-Stein: 

Das kennen wir ja bereits vom Zentralalpenweg: Start/Ende.

Nachdem wir vom Bahnhof in das Städtchen hinein gelaufen sind, macht mir Gert gleich mal ein unmoralisches Angebot: Original-Markierung über Asphalt oder lieber durch die Flußauen ?

Nachdem ich ihn (zu diesem Zeitpunkt noch) für kaum durchtrieben halte, präferiere ich die landschaftlich reizvollere und für die Füße sowie Gelenke angenehmere Route an der Mur entlang.

Der große durchtrainierte Kerl legt mit seinen langen Beinen ein ordentliches Tempo vor, aber nachdem ich zwischen Tolmin und Triest in den Tagen zuvor ja auch schon unterwegs war, ist das kein Problem.

Zwischenzeitlich kundschaften wir für den Wanderführer in Eigenregie des ÖAV noch das eine oder andere aus, u.a. einen beworbenen Abstecher.

Nun, die Lokalität kann sich sehen lassen:

Für Ent- und Versorgung ist hier adäquat gesorgt und wer die Getränke weniger Erdkeller-kühl, sondern richtig (garstig) kalt bevorzugt: Die Solarfelder auf dem Dach heizen die Umgebung per Kühlschrank.

Da genehmigen wir uns doch spontan jeder ein Getränk.

Prost Gert, auf einen schönen gemeinsamen Wandertag !

Mein Timing ist wohl perfekt.

Wenn ich mit den nassen Beton so ansehe, war diese Nebenflußüberquerung wohl vor kurzem noch "Land unter":

Nicht nur an der Brücke zeigen sich die vom Hochwasser angeschwämmten Hinterlassenschaften, auch Schlick und umgestürzte Bäume zieren unseren Weg:

Merke:

Im März (wie 2020 von mir geplant) sicherlich gut (be-)gehbar, aber auf die Gezeiten sollte man achten !

Nachdem Gert mit flachen Schuhen unterwegs ist, wechseln wir zuweilen mal lieber auf eine erhöhte Position und gehen den Flutwellen aus dem Weg...

Gänzlich flutsicher sind wir dann auf dem Murturm und mein Local Guide sollte mit seiner Ahnung vor der Besteigung recht behalten: Die Aufstiegsmeter haben sich in einem Rutsch gleich mal vereineinhalbfacht.

Treppen sind nicht so meins und so habe ich das Nachsehen im Aufstieg.

Aber immerhin ist der Turm - vom schwanken reden wir mal nicht - Kai-kompatibel: Durch die Seitenverkleidungsbleche hat man einen Sichtschutz, der vor Tiefblick bewahrt. So komme ich ohne größere Übelkeit oder andere Gebrechen auch wieder gut auf der anderen Seite hinab.

Der Wasserstand muß kürzlich mindestens einen Meter höher gewesen sein:

Irgendwann entdecke auch ich meinen ersten 03er-Wegweiser hier auf der ersten Etappe des Südalpenwegs jenseits des Starts.

Gert wiederum ist von der Mur beeindruckt: So kennt er hier den Grenzfluß zwischen Österreich und Slowenien eigentlich nicht...

Erst bei der Hälfte der Etappe treffen wir auf die Original-(Asphalt-)Route und auch am Ortsrand von Mureck - meinem heutigen Etappenziel - hat Gert nochmal eine Variante parat: Ist ein Umweg, aber länger am Fluß entlang und viel weniger Asphalt durch den Ort.

Gesagt, getan - mittlerweile sowieso schon egal :-)

Evtl. wollte er aber auch nur auf diesen Höhepunkt hinaus: Die Schiffsmühle.

Technisches Denkmal und Kneipe.

Der Spruch an der Hüttenwand ist nicht schlecht, allerdings könnte es Menschen geben, die - nicht völlig unbegründet - der Meinung wären, ich könne evtl. noch ein paar alternative Verbien der Verwirrung beherrschen, aber so viel Platz ist da jetzt gerade leider nicht mehr...

Widmen wir uns mal den wichtigeren Dingen unterwegs: Eine kleine Zwischenmahlzeit :-)

Gert bringt mich dann noch zu meinem Hotel und geht selbst weiter zum Bahnhof. Fun fact: Hier waren wir am Morgen schon per Bus.

Was mir allerdings zu denken gibt - wobei es (informatiker- oder physiker-)logisch eigentlich recht klar ist: Gehe ich am nächsten Tag den Weg zur Schiffsmühle wieder zurück, so sorgt der inverse Richtungsvektor (bzw. das negative Vorzeichen) für die Auslöschung der Begehung.

Ok, ist für die 03er-Begehung evtl. weniger relevant, dann bin ich halt nicht in Mureck gewesen, sondern am Stück den Fluß entlang.

Aber was, wenn die ÖAV-Weitwanderer und insbesondere ihr Informatik-genauer 1. Vorsitzender (nennen wir ihn der Einfachkeit halber an dieser Stelle einfach mal "Gert") bei der Prüfung meiner einzureichenden Daten für die goldene Wandernadel (@Jobsti: der Harzer Wanderkaiser läßt grüßen - und ich habe immer noch keine Stempel gesammelt ;-) bemerkt, daß ich am Anfang gar nicht der Markierung gefolgt bin ?

Ich denke, ich habe da schon eine gute (Mathematische) Lösung für dieses Problem: Wir definieren einfach den Flußauenweg als neuen Standard. Problem (für mich) gelöst :-)


Vielen herzlichen Dank Gert für die Begleitung, das Rahmenprogramm und die Führung !


So beginnt also der zweite Streich...


Begegnungen:

- Gert (Gert)

- 1 Reh

- 1 Schlange


5 Kommentare:

  1. Stefan Behrens25 Mai, 2023 00:07

    Der Fehler im Bild könnte das Fahrrad sein. Stehst Du vor einem Fahrrad-Shop?

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    1. Hallo Stefan.
      Das hast Du NATÜRLICH völlig richtig erkannt: ICH und radlen.
      Böse Zungen munkeln, das gehe soweit, daß ich sogar den Radlpaß in den nächsten Tagen am Südalpenweg aus Prinzip kilometerweit umgangen haben werde :-o
      Schöne Grüße in den Norden,
      K2.
      P.S.: Jetzt fehlt mir nur noch ein Vorschlag zur Schlange von Dir... ;-)

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  2. Hat diese Geschichte nun auch noch ein glückliches Ende gefunden - Gratulation!

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    1. Jein:
      1. Ja, weil mein Plan vom März 2020 nun umgesetzt werden konnte.
      2. Nein, weil mir ganz im Westen quasi von 2018 noch 1,5 (Hochgebirgs-)Etappen fehlen, da die Sillianer Hütte damals wegen Umbau nicht zur Verfügung stand.

      Mutmaßlich würde zwar auch meine Frühsommer-Alternativ-Begehung nach Sillian von 2014 "zählen", aber Ordnung muß sein ;-)

      Vielleicht gehe ich (noch) dorthin, wenn mir die Franzosen auf die Nerven gehen - könnte man immerhin auch gut mit Glashäuser-nicht-Werfen verbinden *kicher*:-)

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    2. Für Deine Verhältnisse eine erstaunlich klare Antwort :-)

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