Mittwoch, 24. Mai 2023

Intermezzo 3: Weder Hopfen noch Wein verloren

Ehrenhausen - Krast
(25,0 km - 560 Hm auf - 450 Hm ab)

Nach dem Starkregen vom Vorabend sieht es - quasi frisch herausgewischt - wieder nach einem strahlenden Tag aus, wobei man sich aktuell beim Verfolgen der österreichischen Politik schon etwas wundern muß, ob der sonnigen Zeiten, die die FPÖ Österreich als designiertem Lakai von Viktor Mihály Orbán prophezeit, dem ja selbst die restlichen Visegrád-Staaten (Slowakei, Tschechien und Polen) aktuell politisch nicht mehr folgen:

Arbeitskräfte sind aller Orten Mangelware, weswegen man als Wanderer - mangels (Abend-)Gastronomie - zuweilen abends, kurz vor dem Verhungern an der heißen Theke des örtlichen Spar landet, Ausländer sollen draußen bleiben und gleichzeitig läßt der Ungar 2.000 ausländische Häftlinge frei, weil ihm Haft zu teuer ist.

Witz im Witz - wenn es nicht so schräg wäre, könnte man fast lachen: Überwiegend waren jene wegen Menschenschmuggel/Schlepperei verurteilt.

Aber lassen wir aktuell mal die Kirche im Dorf (zurück)...

Im ersten Anstieg begegnet mir dann diese Dame mit kreativem Kostüm:

Die Mur hatte ich ja am Vortag bei Spielfeld, als sie auch nicht mehr die Grenze zu Slowenien markierte, gen Süden überschritten. Nun geht es in die Weinberge der Südsteiermark.

Nach dem ersten längeren Anstieg gleich mal noch ein paar Zusatzaufstiegsmeter auf den Aussichtsturm investiert:

Nach Wein trinken ist mir aber gerade mal nicht, aber den netten Weg abseits der Straße durch die Weinberge und -Güter, der taugt mir schon.

Von Gert lese ich dann noch Mail mit entsprechender Empfehlung, in diesem Bereich NICHT der Original-Markierung (Asphalt), sondern der lokalen (Wiesenwege) zu folgen: Manchmal denke aber sogar ich mal proaktiv mit ;-)

Das kleine Kerlchen springt dagegen hunderte Meter die Straße entlang:

Ich habe ihn mehrfach ermahnt, doch im eigenen Sicherheitsinteresse (um nicht aus 3D auf 2D reduziert zu werden) ins Grüne zu hüpfen, aber wie die Kleinen halt manchmal so sind: Da kann man sich den Mund fusselig reden, wie auch Eltern zuweilen klagen.

Manchmal führt der Spezialweg quasi sogar direkt durch die Gärten der Leute:

Die nutzen die Flaniermeile, um Flohmarkt-ähnlich Dinge an den Mann zu bringen.

Gas-/Strom-Krise ?

Also so ein klassischer Küchenschürofen hätte schon was, aber in meinem Rucksack ist noch nicht genug Platz (noch zu viele Magnesium-Rationen an Bord).

Das Wetter ist traumhaft und so genieße ich meine Mittagspause auf den bereitgestellten Sitzgelegenheiten an dieser Kapelle.

Nur die Schüsse stören: So richtig katholisch ist augenscheinlich nach Italien auch Österreich nicht mehr: Heute, am heiligen Sonntag sind die Leute mit der Motorsense tätig und in der Mittagsruhe knallt das Ton-Tauben-Schießen.

Über teils urige Wege geht es weiter...

Einsame Lichtungen entlang...

Allzeit gut beschildert und markiert...

Jenseits von Leutschach komme ich dann nicht vom Regen in die Traufe, aber vom Wein auf den Hopfen (des Bieres): Ich habe im Ort Leutschach die Original-Route des 03er-Südalpenwegs wegen Etappen-Einteilungs- und Unterkunfts-Optimierung/-Organisation verlassen und gehe nun durch das Tal und das einzige Hopfen-Anbau-Gebiet der Steiermark.

Der Hopfen ist wohl sehr hochwertig, so daß eine Grazer Brauerei, die mal zu (billigeren) slowenischen Lieferanten gewechselt war, nach kurzer Zeit wieder reumütig zurück kam.

Irgendwann kann ich mein Tagesziel schon sehen, aber der Aufstieg trennt mich noch vom Gasthaus Moosmann auf dem Hügel:

Nun lege ich alle meine Energie (und Strudel-Phantasien) in einen Doppelstock-Schub-Hinaufgalopp.

Die Dame am Empfang zieht mir dann aber den Zahn: Kuchen/Torte/Strudel aus. Abendessen nur bis 18:00 Uhr.

Ok, also Duschen und kurz etwas ruhen und dann bin ich um 17:05 Uhr am Start im Restaurant.

Andere Gäste sind an diesem Sonntag Abend nun keine mehr da und die beiden Bedienungen eröffnen mir, daß es nichts mehr gibt ! Nicht mal was kaltes !!

Nun, erst denke ich, mein mutmaßlich irrer (hulkartiger) Blick bewirkt noch etwas bzw. ziehe ich ernsthaft in Erwägung meinen Kärntner Begleiter aus dem Rucksack (à la Knüppel-aus-dem-Sack) zu holen:

Zwischendurch versuche ich es noch mit Argumenten: "Aber die Kollegin bei der Ankunft meinte doch, bis 18:00 Uhr..."

Es endete, wie es enden mußte:

Und der Salat war noch mit steirischem Kernöl !

Ich liebe es !!

Merke:

Es ist immer gut, sich mit der Führungsetage gut zu stellen, denn wie ich später bemerken sollte, war die Dame, die mich mit Handschlag begrüßt hatte ("Kollegin" - Du erinnerst Dir ?) und nun Zimmer putzte (weil sonntags das Zimmermädchen frei hat), nämlich die Chefin und der Koch der Chef.

Das sicherte mir als einzigem Gast am nächsten Morgen auch ein tolles Frühstück samt frischem Rührei mit Speck nach Wunsch.

Leben und leben lassen :-)


Begegnungen:

- 1 Eichhörnchen

- 3 Laufenten


3 Kommentare:

  1. Kann mir gut vorstellen, dass dir die Gesichtszüge ähnlich entgleist sind, wie dem kleinen Paten ;)

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  2. I glaub' bei dem Aussichtsturm im Wein liegt ein Tradi von mir, den Du vermutlich eh gefunden hast und irgendwann loggen wirst, wenn der Halley'sche Komet das nächste Mal vorbeikommt.

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    1. Bestimmt hätte ich ihn eh gefunden, wenn ich denn Suchen getan hätte ;-)
      Somit mußt/brauchst Du da keine mathematischen Hochrechnungs-Swing-By-Manöver anstellen :-b

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